Der Hemingway-Effekt: Unterbrechung für mehr Erfolg

Mithilfe des Hemingway-Effekts bzw. der Hemingway-Methode können Blockaden und Verzögerungen im persönlichen Arbeitsablauf reduziert werden. Dazu ist es jedoch wichtig, die Rahmenbedingungen und Einflusskriterien zu kennen.
Hemingway-Effekt

(c) Andrii Yalanskyi / Adobe Stock

Der Hemingway-Effekt: Unterbrechung für mehr Erfolg

Mithilfe des Hemingway-Effekts bzw. der Hemingway-Methode können Blockaden und Verzögerungen im persönlichen Arbeitsablauf reduziert werden. Dazu ist es jedoch wichtig, die Rahmenbedingungen und Einflusskriterien zu kennen.

Die wichtigsten Fakten zum Hemingway-Effekt zusammengefasst:

  • Je näher sich eine Person dem Ziel einer Aufgabe wähnt, desto größer ist ihre Motivation, die Aufgabe fertigzustellen.
  • Je zuversichtlicher eine Person ist, eine Aufgabe fertigstellen zu können, desto eher greift der Hemingway-Effekt.
  • Unterbrechungen können daher hilfreich sein, einen kontinuierlichen Arbeitsfluss zu gewährleisten.
  • Damit der Hemingway-Effekt greift, müssen bestimmte Rahmenbedingungen gegeben sein.

Wer kennt das nicht: Man sitzt vor dem Rechner und möchte mit einer bestimmten Aufgabe beginnen – zum Beispiel mit dem Schreiben eines Berichts oder mit dem Erstellen eines Projektplans. Doch gerade am Anfang einer solchen Aufgabe fällt es oftmals schwer, den ersten Schritt zu tun. Die Folge: Es kommt zu Verzögerungen, zum Beispiel, weil man sich erst einmal mit kleineren und weniger wichtigen Aufgaben beschäftigt. Das wird auch als Prokrastination bezeichnet.

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Um solche Situationen zu vermeiden oder zumindest deutlich zu reduzieren, lohnt sich ein Blick auf den Hemingway-Effekt bzw. die Hemingway-Methode. Der Hemingway-Effekt besagt, dass die Motivation zum Abschließen einer unterbrochenen Aufgabe umso größer ist, je näher sich eine Person der Fertigstellung wähnt. Das bedeutet zum Beispiel, dass ein Mitarbeiter, der seine Aufgabe nach seiner Vorstellung zu 80 Prozent vollendet hat, nach einer Unterbrechung die Arbeit mit größerer Motivation wieder aufnimmt, als wenn er die Aufgabe zuvor erst zur Hälfte oder weniger bearbeitet hat.

Der Name des Hemingway-Effekts geht auf den US-Amerikanischen Schriftsteller Ernest Hemingway zurück. Dieser soll einem Kollegen empfohlen haben, am besten immer dann mit dem Schreiben aufzuhören, wenn es gerade am besten läuft und man weiß, wie es weitergeht. Auf diese Weise sollen sich Schreibblockaden vermeiden lassen.

Hemingway-Methode zum Abbau von Arbeitsblockaden

Genau aus diesem Grund ist der Hemingway-Effekt ein Ansatz, dem zugetraut wird, zur Reduzierung von Arbeitsunterbrechungen und Arbeitsblockaden beitragen zu können. Baut man bewusst Unterbrechungen in den Arbeitsablauf ein, kann das somit zu einem kontinuierlichen Arbeitsfluss führen – so die Theorie.

Wissenschaftlich untersucht und nachgewiesen wurde die Existenz des Hemingway-Effekts im Jahr 2018 von den Autoren Yoshinori Oyama, Emmanuel Manalo und Yoshihide Nakatani. Sie führten eine Studie mit 1260 Studierenden durch. Diese erhielten als Aufgabe, einen bestimmten Nachrichtentext abzuschreiben. Die Studierenden wurden jedoch bei ihrer Aufgabe unterbrochen, so dass die meisten von ihnen die Aufgabe nicht vollenden konnten. Bei der Untersuchung der Motivation der Teilnehmer, die Aufgabe wiederaufzunehmen, ergab sich, dass diejenigen, die mit der Bearbeitung schon weiter fortgeschritten waren, eine höhere Motivation aufwiesen als diejenigen, die noch mehr Text zu bearbeiten hatten. Daraus lässt sich die Folgerung ableiten, dass die Motivation zur Wiederaufnahme einer Tätigkeit besonders groß ist, wenn man sich bereits nahe am Ziel wähnt.

Rahmenbedingungen des Hemingway-Effekts

Damit die Überbrückung dieses scheinbaren Widerspruchs gelingen kann, sind eine Reihe von Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren zu beachten.

  • Zunächst einmal muss die Motivation für eine Aufgabe vorhanden sein. Tätigkeiten ohne jeglichen Anreiz werden daher nicht vom Hemingway-Effekt profitieren.
  • Umso größer der Fortschritt, desto größer die Motivation. Es lohnt sich daher nicht, schon kurz nach Beginn eine Unterbrechung einzuplanen. Danach wird der Anreiz zum Weiterarbeiten kaum höher sein als zu Beginn.
  • Auch die Erwartung, eine Aufgabe erfolgreich abschließen zu können, wirkt sich auf den Hemingway-Effekt aus. Wer zuversichtlich ist, zum Ziel zu gelangen, wird umso motivierter wieder an die Arbeit gehen.
  • Die Natur der Aufgabe wirkt sich ebenfalls aus: Diese sollte gut strukturiert sein, damit sie in verschiedene Abschnitte zerlegbar ist. Ein gutes Beispiel dafür sind Schreibarbeiten. Die Unterteilung von Texten in Kapitel und einzelne Abschnitt oder sogar einzelne Sätze bietet reichlich Ansatzpunkte für Unterbrechungen.
  • Zu viele Pausen sind übrigens auch nicht empfehlenswert. Wenn eine Aufgabe in zu viele Teile zerlegt wird, dann schadet das der Produktivität. Die Hemingway-Methode sollte daher gut dosiert eingesetzt werden. Welches das richtige Maß an Unterbrechungen darstellt, ist individuell verschieden. Daher sollten Mitarbeiter selbst darüber entscheiden können, wann und wie oft sie eine Aufgabe unterbrechen.
  • Auch das Arbeitsumfeld muss dazu geeignet sein, Unterbrechungen an den passenden Stellen zu ermöglichen. Dazu können unterstützende Tools wie zum Beispiel eine flexible und digitale Zeiterfassung beitragen.

Sinnvoll ist eine Unterbrechung vor allem dann, wenn im nächsten Arbeitsschritt die Aufgabe abgeschlossen und eine neue Aufgabe begonnen werden kann. Der Grund dafür ist, dass das Beginnen einer neuen Aufgabe nach einer Pause meist schwerfällt. Fällt die Unterbrechung jedoch noch in eine laufende Aufgabe, so lässt sich dieses Problem vermeiden.

Fazit

Der Hemingway-Effekt und die Hemingway-Methode sind durchaus dazu geeignet, den individuellen Arbeitsablauf zu strukturieren und Blockaden zu vermeiden. Das funktioniert aber nicht bei allen Aufgaben. Nur wenn eine Grundmotivation vorhanden ist und sich eine Aufgabe sinnvoll strukturieren lässt, kann der Hemingway-Effekt greifen.



Verfasst von Christian Kunz

Christian verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Projektmanagement, Produktmanagement sowie agiler Projektentwicklung, die er in verschiedenen Unternehmen erworben hat.