Präsentismus: Studie zeigt, dass rund ein Viertel der Beschäftigten trotz Krankheit arbeitet
Viele Beschäftigte arbeiten, obwohl sie krank sind. Das zeigt eine aktuelle Studie. Eine Rolle in diesem Zusammenhang spielt das Homeoffice.
Präsentismus beschreibt eine Verhaltensweise von Arbeitnehmern, die darin besteht, trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen oder zu arbeiten. Viele Arbeitnehmer fahren zum Beispiel ins Büro, obwohl sie erkältet sind oder mit anderen Beschwerden zu kämpfen haben.
- Urlaube und Abwesenheiten verwalten
- Urlaubsanträge genehmigen
- Überschneidungen im Blick behalten
- Urlaubssperren anlegen
Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer arbeiten manchmal trotz Krankheit
Dieses Phänomen ist in Deutschland weit verbreitet. Wie viele Arbeitnehmer tatsächlich von Präsentismus betroffen sind, zeigt eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse (TK). Demnach trifft man Präsentismusverhalten bei mehr als der Hälfte (58,1 Prozent) der Befragten zumindest manchmal an. Fast ein Viertel, nämlich 23,5 Prozent, arbeitet trotz Krankheit sogar häufig oder sehr häufig die volle Schicht oder den vollen Arbeitstag.
Um trotz Krankheit arbeitsfähig zu sein, greifen viele Arbeitnehmer auf Medikamente zurück. Der Anteil derjenigen liegt bei 28,4 Prozent. Bei schweren Symptomen oder beim Abraten des Arztes vom Arbeiten sinkt der Anteil auf etwa 15 Prozent. Noch mehr sinkt der Anteil bei denjenigen, die vom Arzt krankgeschrieben wurden: Nur 11,5 Prozent aus dieser Menge würden häufig oder sehr häufig arbeiten. Dabei ist aber zu beachten, dass das Arbeiten trotz Krankheit verschiedene Verpflichtungen auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite mit sich bringt. So muss der Arbeitgeber zum Beispiel aufgrund seiner Fürsorgepflicht darauf achten, dass Mitarbeiter nicht durch einen Kollegen mit einer Grippe gefährdet werden.
Nur 17 Prozent aller Befragten gaben an, bei Krankheit immer zu Hause zu bleiben – ein erstaunlich niedriger Anteil.
Gründe, die zu Präsentismus führen können
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Gründe, die zu Präsentismus führen. Manche dieser Gründe sind organisatorischer Natur, etwa die fehlende Vertretung oder zu viel Arbeit. Andere Gründe sind persönlichen Ursprungs wie der Wunsch, den Kollegen nicht zur Last zu fallen, oder die Angst, das eigene Ansehen in der Organisation zu gefährden.
Die in der Studie am häufigsten genannten Gründe für Präsentismus sind:
- Es gab keine Vertretung für mich
- Ich konnte arbeiten, weil meine Krankheit nicht ansteckend war
- Ich wollte meinen Kollegen nicht zur Last fallen
- Es gab dringende Arbeiten und Termine
- Weil ich gerne zur Arbeit gehe.
Präsentismus insbesondere im Homeoffice anzutreffen
Das Arbeiten im Homeoffice verstärkt den Präsentismus offenbar. Laut den Ergebnissen der Studie gaben 46 Prozent der Befragten an, dass sie im Homeoffice häufiger arbeiten, obwohl sie sich krank fühlen. Zwölf Prozent arbeiten im Homeoffice häufig oder sehr häufig, und 30 Prozent nehmen im Homeoffice häufig oder sehr häufig Medikamente, um arbeiten zu können.
Vermutlich ist die Hemmschwelle zu arbeiten im Homeoffice niedriger, als wenn man sich krank erst auf den Weg ins Büro machen muss. Möglich ist aber auch, dass Mitarbeiter im Homeoffice einen höheren Rechtfertigungsdruck spüren und zeigen möchten, dass sie ihre Leistung erbringen.
Demografische Unterschiede
Je nach demografischen Faktoren zeigen sich Unterschiede beim Präsentismusverhalten. Frauen sind demnach stärker betroffen als Männer. Während 46,6 Prozent der Männer selten oder nie krank arbeiten, liegt dieser Anteil bei Frauen bei nur 35,9 Prozent.
Jüngere arbeiten häufiger trotz Krankheit als Ältere. Bei den Befragten in der Altersgruppe von 30 bis 39 Jahren gaben 46,7 Prozent an, nie trotz Krankheit gearbeitet zu haben. In der Altersgruppe über 60 liegt dieser Anteil bei 75 Prozent.
Präsentismus vorbeugen
Als mögliche Gegenmaßnahmen können Unternehmen das Thema Präsentismus stärker in den Fokus nehmen und zum Beispiel Gesundheitsscreenings durchführen, um betroffene Mitarbeiter zu identifizieren. Das kann dabei helfen, mögliche Gründe wie zum Beispiel eine fehlende Vertretung zu identifizieren.
Auch der Aufbau eines betrieblichen Gesundheitsmanagements kann hilfreich sein und zum Beispiel ein gesundheitsbewusstes Führungsverhalten und ein Fokussieren auf die Teamkultur am Arbeitsplatz begünstigen.