Hybrides Arbeiten ist zur Normalität geworden

Die Mehrheit der Mitarbeiter arbeitet inzwischen hybrid, also sowohl mobil als auch im Büro. Das zeigt eine aktuelle Studie.
Wunsch nach hybridem Arbeiten

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Hybrides Arbeiten ist zur Normalität geworden

Die Mehrheit der Mitarbeiter arbeitet inzwischen hybrid, also sowohl mobil als auch im Büro. Das zeigt eine aktuelle Studie.

Die Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO zeigt, dass hybrides Arbeiten inzwischen die Regel ist. Dagegen sind reine Homeoffice- oder Präsenzmodelle die Ausnahme. Obwohl der Anteil der Mitarbeiter, die vollständig mobil arbeiten, leicht zurückgegangen ist, verbringen über 60 Prozent der Befragten ihre Arbeitszeit nahezu gleichmäßig zwischen Büro und Homeoffice.

  • 16 Prozent der Befragten arbeiten bis zu 100 Prozent mobil bzw. im Homeoffice
  • 33 Prozent haben einen mobilen Anteil von bis zu 80 Prozent
  • 40 Prozent haben einen Mobilarbeitsanteil von bis zu 40 Prozent.

Produktivität bei hybridem Arbeiten wird als höher empfunden

80 Prozent der Studienteilnehmer geben an, ihre persönliche Produktivität in hybriden Arbeitsmodellen gesteigert zu haben. Diese positive Entwicklung wird direkt mit der erhöhten Flexibilität und der Möglichkeit in Verbindung gebracht, die Arbeit nach den eigenen Bedürfnissen zu organisieren. Auch die Attraktivität von Arbeitgebern profitiert von flexiblen Arbeitsformen, wobei rund 70 Prozent der Befragten zustimmen, dass hybride Modelle bei der Gewinnung und Bindung von Talenten helfen.

Soziale Erosion als möglicher Nachteil

Trotz dieser positiven Aspekte warnt die Studie jedoch vor den Schattenseiten der sozialen Erosion. Informelle Kontakte und spontane Begegnungen, die für den sozialen Zusammenhalt und die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens unerlässlich sind, nehmen ab. Fast 30 Prozent der Befragten berichten von Schwierigkeiten, neue Kontakte zu knüpfen und sich in die Organisation integriert zu fühlen. Ein möglicher Grund: Es mangelt an Gelegenheiten für ungeplante Gespräche über Markt- und Kundenbedarfe sowie zur Entwicklung kreativer Ideen. Es leiden das Gefühl der Zugehörigkeit sowie die Innovationsfähigkeit. Echte Vertrautheit und ein tieferer Einblick in das Gegenüber, die oft aus gemeinsamen, ungeplanten Erlebnissen entstehen, werden in der hybriden Arbeitswelt seltener.

Zu viele Online-Meetings werden als Belastung empfunden

Während die meisten Mitarbeiter mit hybridem Arbeitsmodell den Kontakt zu ihren Führungskräften und die gewährte Gestaltungsfreiheit der täglichen Arbeit positiv bewerten, gibt es Handlungsbedarf bei der Wahrnehmung individueller Belastungen. Knapp 45 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Führungskraft nicht darauf achtet, ob sie sich überlasten.

Das Stressempfinden durch die Aneinanderreihung von Online-Meetings ist ebenfalls ein Problem: Fast die Hälfte der Befragten fühlt sich dadurch fremdbestimmt und übertaktet. Diese Intensivierung digitaler Kommunikationsformen hat zu veränderten Erwartungen an Reaktionsgeschwindigkeiten und Erreichbarkeit geführt, unabhängig davon, ob man im Büro oder im Homeoffice arbeitet.

An der Studie, die im Juni und Juli 2024 durchgeführt wurde, nahmen 2427 Personen teil. Die Befragung war anonym und umfasste einen breiten Mix an Branchen und Funktionsbereichen. Ein Großteil der Teilnehmer (fast 75 Prozent) arbeitete zu mehr als 60 Prozent mobil, was bedeutet, dass die Stichprobe eine tendenziell positive Einstellung zu hybrider Arbeit aufweist. Die Studie knüpft an eine Befragung aus dem Vorjahr an, um längerfristige Entwicklungen zu beobachten.

Back to Office wohl kaum komplett umsetzbar

Ein Ergebnis der Studie ist, dass eine pauschale „Back-to-Office“-Strategie nicht umsetzbar ist und auf Ablehnung bei Mitarbeitenden stößt. Stattdessen sind Unternehmen gefordert, hybride Modelle aktiv zu gestalten, um das Potenzial beider Welten optimal zu nutzen. Ein entscheidender Anreiz, ins Büro zu kommen, ist der Wunsch nach spontanem Austausch mit Kollegen. Das erfordert eine Bürogestaltung, die Begegnungszonen und informellen Austausch aktiv fördert, anstatt nur Online-Meetings vor Ort abzuhalten.

Dinge ausprobieren

Flexibilität, sowohl zeitlich als auch örtlich, ist für die Beschäftigten unverzichtbar. Die Vier-Tage-Woche wird von fast 70 Prozent der Befragten als vorstellbar erachtet, wobei die Umverteilung der Arbeitszeit auf vier längere Tage die beliebteste Variante ist. Auch darüber hinausgehende Flexibilisierungen wie eine flexiblere Verteilung der Arbeitszeit über Lebensphasen oder die Möglichkeit, gegen entsprechende Vergütung mehr als zehn Stunden pro Tag zu arbeiten, finden Anklang. Die Studie plädiert für die Einrichtung von Experimentierräumen, um neue Arbeitsmodelle verantwortungsvoll zu erproben und wissenschaftlich zu evaluieren.

Schon im Jahr 2022 hatte eine Umfrage ergeben, dass die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten den Mitarbeitern sehr wichtig ist und dass mangelnde Flexibilität als möglicher Kündigungsgrund angegeben wurde.

Zusammenfassung

Während nur ein geringer Anteil der Beschäftigten vollständig mobil bzw. im Homeoffice arbeitet, ist hybrides Arbeiten die Regel. Die betreffenden Mitarbeiter schätzen ihre Produktivität höher ein, sehen sich aber von zu vielen Online-Meetings gestresst.



Verfasst von Christian Kunz

Christian verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Projektmanagement, Produktmanagement sowie agiler Projektentwicklung, die er in verschiedenen Unternehmen erworben hat.