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Anteil der Unternehmen mit Arbeitszeiterfassung seit 2022 um 44 Prozent gestiegen
Arbeitszeiterfassung ist in den Unternehmen in Deutschland auf dem Vormarsch. Knapp drei Viertel der Unternehmen nutzen bereits entsprechende Systeme, jedes fünfte Unternehmen möchte noch in diesem Jahr ein Zeiterfassungssystem einführen. Lediglich eine kleine Minderheit der Unternehmen will abwarten.
In deutschen Unternehmen ist die Arbeitszeiterfassung mittlerweile weit verbreitet: Etwa drei Viertel (74 Prozent) der Betriebe haben laut dem Branchenverband Bitkom bereits Systeme zur Erfassung der Arbeitszeit ihrer Belegschaft implementiert. Das bedeutet einen deutlichen Anstieg: Im September 2022, als das Bundesarbeitsgericht die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung höchstrichterlich bestätigte, führten lediglich 30 Prozent der Unternehmen Arbeitszeiterfassung durch. Nach dieser Entscheidung haben 44 Prozent der Betriebe ihre Systeme neu eingeführt, um der Verpflichtung nachzukommen. Der Trend zur Arbeitszeiterfassung wird sich voraussichtlich fortsetzen, denn jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) beabsichtigt, noch in diesem Jahr Zeiterfassungssysteme zu implementieren. Nur ein sehr kleiner Anteil von zwei Prozent der Unternehmen plant derzeit keine Maßnahmen und wartet auf die ausstehende gesetzliche Konkretisierung der Pflicht.
Elektronische Zeiterfassung am weitesten verbreitet
Die Unternehmen nutzen verschiedene Methoden zur Zeiterfassung. Am häufigsten kommen elektronische Zeiterfassungssysteme am Computer zum Einsatz (31 Prozent). Aber auch traditionelle Methoden sind noch verbreitet: 16 Prozent der Unternehmen verlassen sich auf Excel-Tabellen zur Zeiterfassung, und 13 Prozent nutzen weiterhin handschriftliche Stundenzettel. Weitere Methoden umfassen stationäre Erfassungssysteme (24 Prozent), die per Chip oder Transponder bedient werden, Smartphone-Apps (18 Prozent) und die klassische Stempel- oder Stechuhr (19 Prozent).
Minutengenaue Arbeitszeiterfassung in Frage gestellt
Trotz der weitreichenden Implementierung gibt es auch Kritik an der minutengenauen Arbeitszeiterfassung. Zwei Drittel (65 Prozent) der Unternehmen sind der Ansicht, dass dadurch die Flexibilität von Vertrauensarbeitszeit verloren geht. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) beklagt zudem die schwierige Umsetzbarkeit in der Praxis, insbesondere in der Wissensarbeit.
Dr. Ralf Wintergerst, Präsident des Digitalverbands Bitkom, kritisiert, dass eine minutengenaue Arbeitszeiterfassung in der heutigen digitalen Welt mit flexiblen Arbeitsmodellen, insbesondere in der Wissensarbeit, anachronistisch und kaum umzusetzen sei. Er betont, dass in vielen Berufen die Grenzen zwischen beruflichen und privaten Tätigkeiten verschwimmen, beispielsweise bei der Nutzung sozialer Medien oder thematischen Recherchen.
Hier zeigt sich, dass die Nutzung flexibler elektronischer Zeiterfassungssysteme für Unternehmen die beste Wahl darstellen: HIer können die Unternehmen je nach gesetzlichen Vorgaben wählen, in welcher Form die Arbeitszeiten erfasst werden sollen, Derzeit sieht das geltende Recht eine vollständige und genaue Erfassung vor.
Anpassung des Arbeitszeitrechts gefordert
Angesichts dieser Herausforderungen fordern Unternehmen und Verbände eine Anpassung des Arbeitszeitrechts an die moderne Lebensrealität. Eine große Mehrheit von 82 Prozent der Unternehmen spricht sich für die von der amtierenden Bundesregierung geplante gesetzliche Neuregelung aus, die eine wöchentliche statt einer täglichen Höchstarbeitszeit vorsieht. Fast die Hälfte (49 Prozent) wünscht sich außerdem eine flexiblere Handhabung der gesetzlichen Ruhezeit von elf Stunden. Dr. Ralf Wintergerst argumentiert, dass beispielsweise ein kurzer E-Mail-Check oder kurze Online-Recherchen am Abend die Ruhezeit nicht unterbrechen sollten, da dies in einer zunehmend digitalen und flexiblen Arbeitswelt üblich sei und nicht sofort einen Verstoß gegen das Gesetz darstellen dürfe. Er fordert, dass die Regierung, wie im Koalitionsvertrag angekündigt, die Vertrauensarbeitszeit weiterhin ermöglichen und die Umstellung von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit rasch umsetzen sollte, da sowohl Unternehmen als auch Beschäftigte von dieser Flexibilität profitieren würden.
Zusammenfassung
74 Prozent der Unternehmen in Deutschland nutzen bereits ein Zeiterfassungssystem, weitere 21 Prozent wollen ein solches System noch in diesem Jahr einführen.