Warum viele ausländische Fachkräfte Deutschland wieder verlassen

Ein großer Teil der aus dem Ausland angeworbenen Fachkräfte verlässt das Land nach einiger Zeit wieder. Das liegt unter anderem an einer geringen Wertschätzung und einer fehlenden Willkommenskultur.
Fachkraft im Lebensmitteleinzelhandel

© JackF / Adobe Stock

Warum viele ausländische Fachkräfte Deutschland wieder verlassen

Ein großer Teil der aus dem Ausland angeworbenen Fachkräfte verlässt das Land nach einiger Zeit wieder. Das liegt unter anderem an einer geringen Wertschätzung und einer fehlenden Willkommenskultur.

Ob es einen allgemeinen Fachkräftemangel in Deutschland gibt, darüber lässt sich streiten. Klar ist aber, dass es in verschiedenen Branchen einen drastischen Mangel an qualifiziertem Personal gibt und sich die Lage immer weiter zuspitzt. So könnten nach Zahlen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC alleine im deutschen Gesundheitssektor im Jahr 2035 rund 1,8 Millionen Stellen unbesetzt bleiben. Das liegt auch am demografischen Wandel, denn immer mehr Menschen verlassen den Arbeitsmarkt und gehen in Rente.

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Besonders deutlich zu spüren bekommt das die Pflegebranche. Hier bleiben immer mehr offene Stellen unbesetzt. Gründe dafür sind beispielsweise die teilweise schwierigen Arbeitsbedingungen und die vielfach noch zu geringe Bezahlung.

Initiativen zur Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland

Weil es immer schwieriger wird, auf dem deutschen Arbeitsmarkt qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, setzen immer mehr Unternehmen auf Fachkräfte aus dem Ausland. So wirbt zum Beispiel die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit Fachkräfte aus dem Ausland an. Ein Programm in diesem Zusammenhang heißt „Triple Win“. Dieses Programm soll für alle Beteiligten Vorteile bringen: für die Fachkräfte selbst, für Deutschland sowie seinen Arbeitsmarkt und für das Herkunftsland der Fachkräfte.

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz von 2019 soll die Einwanderung von Fachkräften vereinfachen. Doch trotz dieses Gesetzes ist die Einwanderung aus Nicht-EU-Ländern noch immer mit hohen Hürden verbunden. So muss entweder ein unterschriebener Arbeitsvertrag vorliegen, um nach Deutschland zu kommen, oder es müssen gute Deutschkenntnisse nachgewiesen werden. Zudem müssen Personen, die dauerhaft nach Deutschland kommen wollen und über keinen Arbeitsvertrag verfügen, nachweisen, dass sie sich selbst finanzieren können.

Ausländische Fachkräfte sehen sich oftmals mit schlechten Arbeitsbedingungen konfrontiert

Hat es eine ausländische Fachkraft dann einmal nach Deutschland geschafft und übt einen Job aus, sieht sie sich oftmals mit Bedingungen konfrontiert, die ihr den Aufenthalt im Land verleiden. Hier kommen verschiedene Aspekte zum Tragen. Der erste Aspekt besteht in einer mangelnden Wertschätzung durch deutsche Kollegen und Vorgesetzte. So berichten manche ausländischen Fachkräfte darüber, dass sie bei Urlaubswünschen und der Dienstplanerstellung als letzte berücksichtigt werden. Zudem werde hinter ihrem Rücken über ihre mangelnden Deutschkenntnisse getuschelt.

Das ist für ausländische Fachkräfte, die häufig mit einem abgeschlossenen Studium nach Deutschland kommen und hier erst einmal als Hilfskräfte eingesetzt werden, besonders frustrierend.

Die mangelnde Wertschätzung entstammt auch Teilen der Politik. Hier gibt es Forderungen, vor dem Anwerben ausländischer Fachkräfte zunächst einmal Arbeitslose aus Deutschland zu fördern und diese dem Arbeitsmarkt zuzuführen. Dabei zeigen aktuelle Untersuchungen, dass Deutschland eine massive Zuwanderung von Fachkräften benötigt, damit der Arbeitsmarkt nicht schrumpft. So geht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung aus Nürnberg von einem Wanderungssaldo von 400.000 Personen jährlich aus, der zur Stabilisierung des Arbeitsmarkts nötig sei.

Verlassen aber von diesen zugewanderten Arbeitnehmern viele Deutschland wieder nach kurzer Zeit, weil sie mit den Arbeitsbedingungen vor Ort unzufrieden sind, so reicht auch diese Zahl nicht aus.

Unternehmen, Politik und Gesellschaft sind gefragt

Daher kommt es für die Unternehmen, die Politik aber auch für die Gesellschaft insgesamt darauf an, bessere Integrationsmöglichkeiten zu schaffen und eine andere Einstellung gegenüber Fachkräften zu erreichen. So verfügen manche Unternehmen inzwischen über Integrationsmanager oder setzen auf die Zusammenarbeit mit interkulturellen Trainern.

Andere Unternehmen setzen auf ein Siegel wie das für „Best places to work for international Nurses in Germany“. Dieses Siegel erhalten Unternehmen, die von Mitarbeitern aus dem Ausland in verschiedenen Kriterien am besten bewertet wurden. Ein solches Siegel kann Unternehmen dabei helfen, zusätzliche Fachkräfte im Ausland anzuwerben.

Gleichzeitig arbeitet die amtierende Bundesregierung an der Umsetzung einer Fachkräfteeinwanderungsstrategie, welche die Bürokratiehürden senken und Verfahren zur Einwanderung vereinfachen soll.



Verfasst von Christian Kunz

Christian verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Projektmanagement, Produktmanagement sowie agiler Projektentwicklung, die er in verschiedenen Unternehmen erworben hat.