Bundesregierung: Fachkräftemangel ja, umfassender Fachkräftemangel nein

Laut Auffassung der Bundesregierung gibt es zwar einen Fachkräftemangel in Deutschland, wobei dieser aber nicht umfassend ist.
Fachkräftemangel

© Heiko Küverling / Adobe Stock

Bundesregierung: Fachkräftemangel ja, umfassender Fachkräftemangel nein

Laut Auffassung der Bundesregierung gibt es zwar einen Fachkräftemangel in Deutschland, wobei dieser aber nicht umfassend ist.

Nach Meinung der Bundesregierung gibt es in Deutschland keinen umfassenden Fachkräftemangel. Das geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervor.

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Diese Antwort mag zunächst verwundern, doch betrachtet man die zugrunde liegenden Daten etwas genauer, wird deutlich, wie es dazu kam. So gab es im dritten Quartal 2022 nach einer Stellenerhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) etwa 1,82 Millionen offene Stellen, denen Stand Dezember 2022 rund 2,45 Millionen gemeldete Arbeitslose gegenüberstanden.

Zählt man die Menschen hinzu, die sich in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wie zum Beispiel einer Weiterbildung befanden, und addiert man außerdem vorübergehend arbeitsunfähige Menschen sowie Personen mit einer absehbar endenden Erwerbstätigkeit hinzu, ergibt sich in der Summe die Zahl von 4,35 Millionen Arbeitssuchenden im Oktober 2022. Das Mengenverhältnis spricht also klar gegen einen umfassenden Fachkräftemangel.

Fachkräftemangel ist branchenspezifisch

Der Fachkräftemangel ist vielmehr branchenspezifisch. Laut der Antwort des Bundesarbeitsministeriums gab es im Dezember 2022 lediglich 26 von 144 Berufsgruppen mit mehr offenen Arbeitsstellen als Arbeitssuchenden. Bei 118 Berufsgruppen war das Verhältnis umgekehrt: Hier überstieg die Zahl der Arbeitssuchenden die der offenen Arbeitsstellen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es in vielen Berufen mit Fachkräftemangel laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) eine überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit gibt. Betroffen sind zum Beispiel die Bau- und die Pflegebranche, aber auch der Verkauf und technisch-naturwissenschaftliche Berufe.

Ursachen des branchenspezifischen Fachkräftemangels

Hier stellt sich die Frage, welche Ursachen es dafür gibt, dass Unternehmen mit offenen Stellen und Arbeitssuchende nicht zusammenfinden. Ein Grund dürfte in den teilweise noch immer schlechten Arbeitsbedingungen in manchen Jobs liegen: Geringe Bezahlung, unattraktive Arbeitszeiten und physische und psychische Belastungen sorgen dafür, dass die Anzahl von Bewerbern für bestimmte Jobs gering ist, oder dass Mitarbeiter nach kurzer Zeit kündigen.

Vor dem Hintergrund einer sich wandelnden Einstellung zur Arbeit und der höheren Bedeutung von Faktoren wie flexiblen Arbeitszeiten, der Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten und dem Wunsch nach Work-Life-Balance haben Arbeitsbedingungen ein deutlich höheres Gewicht als noch vor ein paar Jahren.

Ein weiterer Grund für den branchenspezifischen Fachkräftemangel kann in der fehlenden Qualifikation mancher Arbeitssuchender bestehen.

Fachkräftemangel: Politik und Unternehmen sind gefordert

In beiden Fällen sind Politik und Unternehmen gefordert: Sie müssen erstens auf eine angemessene Bezahlung von Arbeit hinwirken und zweitens die Mittel für die Fort- und Weiterbildung von Mitarbeitern und Arbeitssuchenden bereitstellen.

Unternehmen können durch kreative Gestaltung der Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel durch das Anbieten einer Vier-Tage-Woche attraktiver für Bewerber werden. Die Politik muss noch mehr auf eine zielgerichtete Aus- und Weiterbildung der Menschen hinwirken, die auch solche Personen einbezieht, die von Haus aus schwierigere Startbedingungen haben als andere.

Klar ist: Von alleine löst sich der Fachkräftemangel nicht auf.



Verfasst von Christian Kunz

Christian verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Projektmanagement, Produktmanagement sowie agiler Projektentwicklung, die er in verschiedenen Unternehmen erworben hat.