Quiet Quitting: der neue Trend

Ein neuer Trend ist auf dem Arbeitsmarkt zu beobachten: Viele Arbeitnehmer sind nicht mehr bereit, mehr zu leisten als vertraglich vereinbart wurde. Dennoch schätzen die meisten von ihnen ihren Job. Es geht lediglich um eine Verschiebung der Prioritäten.
Quiet Quitting

© ariya j / Adobe Stock

Quiet Quitting: der neue Trend

Ein neuer Trend ist auf dem Arbeitsmarkt zu beobachten: Viele Arbeitnehmer sind nicht mehr bereit, mehr zu leisten, als vertraglich vereinbart wurde. Dennoch schätzen die meisten von ihnen ihren Job. Es geht lediglich um eine Verschiebung der Prioritäten.

Wenn heute von Quiet Quitting die Rede ist, dann hat das nichts mit einem anderen Begriff aus der Arbeitswelt zu tun, der ein vermeintliches Synonym sein könnte: der inneren Kündigung. Darunter wird die Situation beschrieben, in der ein Arbeitnehmer mit seinem Job bereits abgeschlossen hat, aber dennoch weiterhin zur Arbeit erscheint, oder zumindest keine tatsächliche Kündigung vollzieht.

Jetzt bewerben und Teil Papershifts werden
Werde Teil unseres Teams!
  • Multikulturelles Team
  • Viel Verantwortung und selbständige Arbeitsweise
  • Innovatives Produkt
  • Verantwortung und selbständige Arbeitsweise
  • Mobile Working
Jetzt Bewerben (Link ergänzen zu Prescreen o.ä.)

Quiet Quitting beschreibt dagegen das Vermeiden von zusätzlichen Leistungen durch Arbeitnehmer, die über den vertraglichen Umfang hinausgehen. Bekannt wurde das Quiet Quitting durch ein TikTok-Video des Users Zaid Leppelin. Demnach geht es es beim Quiet Quiiting nicht darum, den Job zu kündigen, sondern bei der Arbeit lediglich nicht mehr über den vereinbarten Leistungsumfang hinauszugehen. Man erfüllt weiterhin seine Aufgaben, entspricht aber nicht mehr der „Hustle Culture“-Mentalität. Arbeit ist nicht das Leben, und der persönliche Wert bestimmt sich nicht durch den produktiven Output.

Viele Überstunden in Deutschland könnten Quiet Quitting begünstigen

Betrachtet man aktuelle Zahlen zu Mehrarbeit in Deutschland, könnte Quiet Quitting dort auf große Resonanz stoßen. Alleine im Jahr 2021 haben Deutsche etwa 4,5 Millionen Überstunden geleistet. Fast ein Drittel der betroffenen Arbeitnehmer arbeiteten mindestens 15 Stunden pro Woche mehr. Viele der Überstunden werden nicht bezahlt oder in Arbeitszeitkonten erfasst.

Wie passt das zum Wunsch, eine bessere Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Job und eine Work-Life-Balance zu erzielen, die ihrem Namen gerecht wird? Diese Frage dürften sich immer mehr Arbeitnehmer stellen. Warum sollten sie Überstunden leisten, die zudem nicht immer abgegolten werden? Was bringt ein hohes Gehalt, wenn die Zeit fehlt, die Freizeit und den hart erarbeiteten Wohlstand zu genießen?

Als sinnfrei empfundene Jobs und mögliche Auswirkungen auf das Quiet Quitting

Und ein weiterer Umstand trägt zum Phänomen Quiet Quitting bei: Es gibt immer mehr gut bezahlte Jobs, die aus gesellschaftlicher Sicht nicht relevant sind. Statt an Lösungen für die großen Probleme zu arbeiten, welche die heutige Zeit prägen, nehmen die Mitarbeiter ihre Tätigkeit als sinnfrei wahr. Das mindert die Bereitschaft für Mehrarbeit zusätzlich.

Ist Quiet Quitting ein Luxusproblem?

Nicht jeder Arbeitnehmer kann es sich leisten, den Vorstellungen des Quiet Quittings zu folgen. Das mag für spezialisierte Fachkräfte im Büro möglich sein, aber wohl eher nicht für Mitarbeiter im Verkauf, in der Logistik oder in der Pflege, die unter der strengen Kontrolle ihrer Vorgesetzten stehen und die oftmals wenige Alternativen für einen Jobwechsel sehen. Doch und gerade bei ihnen kommt es auf die Anerkennung ihrer Leistungen an, denn sie sind die Stützen der Gesellschaft, ohne die das alltägliche Leben nicht funktionieren würde.

Arbeitgeber reagieren auf Quiet Quitting

Arbeitgeber müssen auf den Trend zum Quiet Quitting reagieren, um im Wettbewerb um die besten Arbeitskräfte bestehen zu können. Arbeitnehmer können dagegen vom Fachkräftemangel profitieren und ihre Forderungen und Ansprüche wesentlich effektiver durchsetzen, als das noch vor einigen Jahren der Fall war.

Arbeitgeber können zum Beispiel auf eine Unternehmenskultur hinwirken, in welcher die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit respektiert und eingehalten werden. Dazu gehört zum Beispiel, dass der Abruf von E-Mails oder geschäftliche Anrufe während der Arbeitszeit tabu sind. Insbesondere der Urlaub als Erholungszeit darf nicht von Anfragen aus dem Büro belastet werden.

Und falls dann doch einmal Überstunden geleistet werden müssen, sind Wertschätzung und natürlich eine entsprechende Kompensation durch den Arbeitgeber unerlässlich. Mitarbeiter, die sich ausgebeutet fühlen, werden kaum bereit sein, sich über das Nötige hinaus zu engagieren.



Verfasst von Christian Kunz

Christian verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Projektmanagement, Produktmanagement sowie agiler Projektentwicklung, die er in verschiedenen Unternehmen erworben hat.