Arbeit 4.0

Das Konzept Arbeit 4.0 ist in aller Munde und sorgt für zahlreiche Umbrüche in der Arbeitswelt. Informieren Sie sich zu den Herausforderungen und Stolpersteinen und erfahren Sie, worin sich "Arbeit 4.0" und "New Work" unterscheiden.
Arbeit 4.0 im digitalen Zeitalter

Die Arbeitswelt befindet sich im tiefen Wandel, der vorrangig aus Digitalisierung, Globalisierung und Automatisierung resultiert. Die Arbeit 4.0 bildet eine mögliche Antwort auf die derzeitige Transformation, welche den Menschen ins Zentrum rückt. Was man unter dem Begriff Arbeit 4.0 versteht und welche Aspekte dabei von hoher Relevanz sind, erfahren Sie in dem folgenden Beitrag.

Definition: Was ist Arbeit 4.0?

Der Begriff Arbeit 4.0 geht auf die vierte industrielle Revolution zurück. Er stellt die Antwort auf eine komplett automatisierte, digitalisierte und global vernetzte Arbeitswelt dar, die bisher unerkannte Potenziale, aber auch Herausforderungen mit sich bringt. Die Arbeit 4.0 gibt außerdem einen Einblick in die gegenwärtigen Veränderungen der Arbeitsformen sowie Bedürfnisse der Arbeitnehmer, die sich in der modernen Arbeitswelt zurechtfinden müssen.

Die Grundlage für den Begriff bildet das „Weißbuch Arbeiten 4.0“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BAMS). Es befasst sich mit der Zukunft der Arbeit und ist mit dem Dialogprozess eng verbunden, der im April 2015 mit Unternehmen, Gewerkschaften und Verbänden gestartet wurde. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales ist darum bemüht, die bestehenden Arbeitsverhältnisse auf den Prüfstand zu stellen und neue Chancen zu erkunden.

Was ist der Unterschied zwischen Arbeit 4.0 und New Work?

Die Unterscheidung zwischen „Arbeit 4.0“ und „New Work“ ist nicht einfach, denn beide Begriffe decken ähnliche Themen ab. Dennoch lässt sich sagen, dass sich „Arbeit 4.0“ vorrangig mit dem Einfluss der Technik auf das Arbeitsleben befasst. Demgegenüber legt „New Work“ einen starken Fokus auf die Nutzung dieser Technik sowie auf die Gestaltung der Arbeit nach individuellen Bedürfnissen von Arbeitnehmern. Damit wird klar, dass beide Ansätze eine unterschiedliche Herangehensweise an die aktuelle Transformation der Arbeitswelt haben.

Die Arbeitswelt im Wandel: Wie lässt sich Arbeit 4.0 historisch einordnen?

Der Weg zur Arbeit 4.0 war lang und steinig. Die Arbeitswelt durchlief mehrere Phasen, bis sie letztendlich den heutigen Stand erreicht hat.

Arbeit 1.0

Die erste industrielle Revolution begann Ende des 18. Jahrhunderts in England und später in Westeuropa. Sie war geprägt durch die Entwicklung erster Maschinen, die mit Dampf- und Wasserkraft betrieben wurden. Der Massenproduktion stand somit nichts mehr im Wege. Parallel zu technischen Neuerungen kam es zur Umstrukturierung auf gesellschaftlicher Ebene. Eine neu entstandene Klasse der Lohnarbeiter besaß keine Rechte und war dazu gezwungen, unter härtesten Bedingungen zu arbeiten. Folglich spitzten sich soziale Missstände zu und entstanden erste Arbeiterorganisationen.

Arbeit 2.0

Die zweite industrielle Revolution begann Ende des 19. Jahrhunderts. Den Durchbruch dafür lieferten die Nutzung von Elektrizität für die Industrie und die Erfindung des Automobils. Die Einführung von Fließbändern ermöglichte es Unternehmen, die Massenproduktion weiter voranzutreiben. Durch den Maschinenausbau und die Erarbeitung erster Produktionsmodelle wie Lean Production konnte die Arbeit in immer kleinere Prozessschritte zerlegt werden. Die Arbeitsbedingungen verbesserten sich langsam und Arbeiter stiegen in die gesellschaftliche Mittelschicht auf. Erste Sozialversicherungen wurden eingeführt.

Arbeit 3.0

Die dritte industrielle Revolution begann in den 1970er Jahren. Erstmals konnten Computer und Industrieroboter kommerziell eingesetzt sowie Dienstleistungen angeboten werden. Der technische Fortschritt erlaubte es, die Arbeitsprozesse zu verbessern und neue Formen der Automatisierung einzuführen. In dieser Zeit schritt die Globalisierung stark voran und machte die Marktexpansion ins Ausland möglich. Ein wichtiger Schwerpunkt lag in der Erweiterung der Arbeitnehmerrechte und in der Etablierung neuer Schutzstandards. Der Wohlstand der Arbeitnehmer nahm zu und die soziale Marktwirtschaft wurde Realität.

Arbeit 4.0

Die vierte industrielle Revolution findet derzeit statt. Sie wird angetrieben durch das Internet und „Big Data”, die eine Verlagerung der Arbeit in den digitalen Raum ermöglichen. In der Folge ist die Arbeit nicht mehr standortgebunden und lässt sich aus der Ferne steuern. Digitalisierung und Mobilität bilden neue Grundsätze. Anwendungen mit „künstlicher Intelligenz” können immer mehr Aufgaben übernehmen, die bisher von menschlichen Mitarbeitern erledigt wurden. Die globale Vernetzung erreicht eine neue Stufe.

Wie verändert das Konzept Arbeit 4.0 die Arbeitswelt und das Arbeiten?

Es besteht kein Zweifel daran, dass die Arbeit 4.0 eine tiefgreifende Transformation voraussetzt. Sie lässt eine täglich gelebte Unternehmenskultur sowie die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz neu definieren und gestalten. Im Zentrum der Diskussion über die zu erfolgenden Veränderungen auf verschiedenen Ebenen des Unternehmens steht immer der Mensch und seine individuellen Bedürfnisse. Diese Aspekte prägen die moderne Arbeitswelt:

Digitalisierung des Arbeitsplatzes/ Der digitale Arbeitsplatz

Das Internet ist aus der Arbeitswelt 4.0 nicht mehr wegzudenken. Die ständige und zugleich sichere Internetverfügbarkeit ermöglicht es, Arbeitsprozesse digital zu steuern und Kommunikationswege zu verkürzen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich heute nicht nur die Menschen, sondern auch die Geräte untereinander vernetzen lassen. Nicht zuletzt eröffnet die Entwicklung künstlicher Intelligenz neue Möglichkeiten, die selbsthandelnden Maschinen für die Produktion einzusetzen.

Flexibles Arbeiten und neue Arbeitskonzepte

Die moderne Arbeitswelt ist von Flexibilität und Mobilität bestimmt. Arbeitnehmer sind folglich nicht länger standort- und zeitgebunden. Sie können ihre Arbeitsorte und -zeiten individuell festlegen. Der Gedanke dahinter ist, eine ausgewogene Work-Life-Balance zu erreichen und den Arbeitsalltag so angenehm wie möglich zu gestalten. Remote Work, Home Office, Mobiles Arbeiten und Telearbeit sind nur einige flexible Arbeitszeitmodelle, die verstärkt zum Einsatz kommen. Ziel dabei ist es, hochqualifizierte Fachkräfte und junge Nachwuchskräfte anzuziehen und ans Unternehmen langfristig zu binden. Des Weiteren hat die Verschwimmung von Privat- und Berufsleben Vor- und Nachteile, die im Rahmen der Arbeit 4.0 diskutiert werden.

Neue Definition von Führungsstilen und Organisation

Die Zusammenarbeit und eine aktive Beteiligung der Mitarbeiter am Entscheidungsfindungsprozess stehen im Fokus der Arbeit 4.0. Um beides zu verwirklichen, müssen starre Hierarchien und lange Entscheidungswege abgeschafft werden. In der Arbeitswelt 4.0 erhalten Arbeitnehmer nicht nur mehr Freiheiten und Mitbestimmungsrechte, sondern auch mehr Verantwortung. Auf diese Weise entwickeln sie ein Gefühl von Gemeinsamkeit und Zugehörigkeit, das sich auf einen starken Teamgeist überträgt. Die Rolle von Führungspersonen besteht nicht mehr in der Aufgabenzuweisung und Kontrolle der Mitarbeiter, sondern somit vielmehr in der Moderation und Motivationsförderung.

Relevanz von digitalen Kompetenzen

Eine neue Organisation der Arbeit erfordert neue Kompetenzen. In der Praxis werden somit vor allem digitale Kompetenzen benötigt, um moderne Technologien am Arbeitsplatz einsetzen zu können. Arbeitnehmer, die mit ihren Arbeitskollegen oder Kunden an verschiedenen Orten der Welt über digitale Kanäle kommunizieren, benötigen das entsprechende Know-how. Nur dann ist es möglich, dass sie durch die Digitalisierung profitieren und diese im gegenseitigen Interesse nutzen.

Automatisierung von Routineaufgaben und Prozessen

Der digitale Arbeitsplatz ist durch ein hohes Maß an Automatisierung geprägt, dank welcher die Produktion und der interne Informationsfluss störungsfrei und effizient ablaufen können. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich dafür, ihre Arbeitsprozesse komplett zu automatisieren, so dass die menschlichen Mitarbeiter an keiner Stelle mehr eingreifen müssen. Des Weiteren helfen Big Data Analytics dabei, große Datenmengen blitzschnell zu filtern, zu analysieren und den Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise lassen sich bessere Zukunftsprognosen und strategische Entscheidungen treffen.

Outsourcing

Die globale Vernetzung erlaubt es Unternehmen, bestimmte Aufgaben oder sogar ganze Bereiche auszulagern. Das Outsourcing erweist sich als vorteilhaft vor allem dann, wenn sich ein Unternehmen auf sein Kerngeschäft konzentrieren will oder wenn intern das erforderliche Know-how fehlt. Auf diese Weise fällt es einem Unternehmen folglich leichter, flexibel zu bleiben und auf neue Gegebenheiten rasch zu reagieren.

Lebenslanges Lernen als Notwendigkeit

Experten sind sich einig, dass in Zukunft Roboter viele der heutigen Arbeitsplätze übernehmen können. Davon betroffen sind vornehmlich leichte Arbeiten, die immer noch manuell ausgeführt werden. Gleichzeitig geht man davon aus, dass in den nächsten Jahren und Jahrzehnten neue Berufsbilder entstehen und mehr Fachkräfte in bestimmten Berufsfeldern (darunter in der IT) benötigt werden. Aus diesem Grund besteht ein hoher Bedarf an Weiterbildung von Arbeitnehmern, die sich bereits jetzt auf die Anforderungen der modernen Arbeitswelt vorbereiten sollten.

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Welche Herausforderungen gibt es für Arbeitgeber durch Arbeit 4.0?

Die Arbeit 4.0 bringt darüber hinaus gewisse Unsicherheiten und Ängste mit sich. Dies liegt daran, dass Unternehmen sich selbst und ihre Mitarbeiter für neue Anforderungen der Arbeitswelt fit machen müssen, wenn sie weiterhin wettbewerbsfähig bleiben wollen.

Die heutigen Herausforderungen betreffen vor allem:

  • IT-Sicherheit und Datenschutz am Arbeitsplatz
  • Gestaltung und Koordination flexibler Arbeitszeitmodelle
  • „Smarte” Bürokonzepte für offene Zusammenarbeit
  • Förderung junger Nachwuchskräfte aus Generationen Y und Z
  • Zeitgemäße IT-Austattung für Arbeit im Büro, zu Hause und unterwegs
  • Führungsstil und folglich kurze Entscheidungswege
  • Mitarbeitermotivation und Bindung ans Unternehmen
  • Bedarf am hochqualifizierten Fachpersonal (besonders im Technologiebereich)
  • Anpassung von Trends an arbeitsrechtliche Bestimmungen
  • Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter

Welche Vor- und Nachteile hat Arbeit 4.0?

Viele Unternehmen und Arbeitnehmer stehen der Arbeit 4.0 positiv gegenüber, weil sie vielversprechende Potenziale bietet und neue Wege öffnet.

Die Vorteile im Überblick

  1. Arbeitsprozesse werden vereinfacht und automatisiert. Dies fördert die Arbeitsproduktivität entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
  2. Arbeitnehmer sind motivierter und zufriedener, denn die Arbeit 4.0 eröffnet viele Möglichkeiten zum räumlich und zeitlich unabhängigen Arbeiten.
  3. Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird zur Realität. Home Office und andere flexible Arbeitszeitmodelle machen dies leicht möglich.
  4. Unternehmen profitieren von neuen (digitalen) Geschäftsmodellen, die sich erfolgreich unabhängig von Größe und Branche umsetzen lassen.
  5. Globalisierung und Vernetzung erlaubt es Unternehmen und Arbeitnehmern, an internationalen, die Zukunft prägenden Projekten teilzunehmen.
  6. Die Arbeit 4.0 bringt die extern und interne Kommunikation auf eine neue Ebene. Online-Tools kommt folglich eine besondere Bedeutung zu.

Die Nachteile im Überblick

Trotz aller Vorteile ist die Arbeitswelt 4.0 nicht frei von Nachteilen, die bei der Umstrukturierung der eigenen Organisation zu berücksichtigen sind. Hier angesprochen sind vor allem:

  1. höheres Stressniveau aufgrund eines zunehmenden Arbeitstempos
  2. stetiger Weiterbildungsbedarf, um dem Wandel am Arbeitsmarkt gerecht zu werden
  3. höherer Koordinationsbedarf seitens Führungspersonen
  4. Ersetzung der menschlichen Arbeit durch selbsthandelnde Roboter und neue Technologien
  5. Notwendigkeit, eigenverantwortlich zu handeln
  6. schwächere persönliche Beziehungen zum Team und Arbeitgeber

Arbeit 4.0: Welche Kritikpunkte gibt es?

Nicht alle Unternehmen und Arbeitnehmer sind von der Arbeit 4.0 begeistert. Dies liegt unter anderem an diesen Kritikpunkten:

Arbeit 4.0 steigert die psychische Belastung am Arbeitsplatz. In der Tat fühlen sich viele Arbeitnehmer heute unter Druck, für ihren Arbeitgeber jederzeit erreichbar zu sein. Auch die Menge und Komplexität der Arbeit nehmen kontinuierlich zu. Dies hat zur Folge, dass viele Arbeitnehmer andauernd erschöpft sind und unter dem Burnout-Syndrom leiden. Daher sollten sich Arbeitgeber mit dem Konzept der Burnout Prävention auseinandersetzen.

Immer mehr Maschinen machen die menschliche Arbeit unnötig. Auch wenn jede technische Erfindung die menschliche Arbeitskraft in einem gewissen Maße ersetzt hat, war die Geschwindigkeit technologischer Entwicklung noch nie so hoch wie bei der Arbeit 4.0. Dies erfordert einen tiefgreifenden Umbau der Wirtschafts-, Gesellschafts- und Sozialsysteme.

Der Wettbewerb in der realen und digitalen Welt nimmt rasant zu. Die globale Vernetzung von Unternehmen, Arbeitnehmern und Kunden eröffnet neue Chancen für die Vermarktung eigener Produkte und Dienstleistungen. Der damit einhergehende Wettbewerb auf verschiedenen Ebenen stellt allerdings auch eine große Herausforderung für kleinere Unternehmen dar.

Die Privatsphäre der gläsernden Arbeitnehmer ist gefährdet. Dies passiert besonders dann, wenn Arbeitnehmer soziale Netzwerke nutzen und dort private Inhalte veröffentlichen. Arbeitgeber greifen gern auf Social Media zurück, um sich mit bestehenden oder potenziellen Mitarbeitern zu vernetzen. Sie nutzen diese aber auch als strategisches Kontrollinstrument.

Welchen Einfluss hat Arbeit 4.0 auf den Fachräftemangel?

Der heutige Wandel der Arbeitswelt hat erhebliche Auswirkungen auf den Fachkräftemangel. Weil immer mehr qualifizierte Fachkräfte standort- und zeitunabhängig arbeiten können, wählen sie jene Arbeitgeber, die zu ihnen am besten passen. Bei der Arbeitgeberauswahl orientieren sie sich an verschiedenen Kriterien, die – anders als in der Vergangenheit – nicht nur mit finanziellen Leistungen verbunden sind. In der Arbeit 4.0 spielen auch eine gute Arbeitgebermarke, persönliche Entfaltungsmöglichkeiten und eine starke Einbindung ins Unternehmen eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Proaktive Fachkräftesicherung in Unternehmen vorantreiben

Es gibt keine goldene Mitte, die immer und in allen Unternehmen funktioniert. Eine proaktive Fachkräftesicherung im Zuge der Arbeit 4.0 muss folglich mit der täglich gelebten Unternehmenskultur und mit strategischen Zielen im Einklang stehen. Unabhängig davon wäre es ratsam, ein langfristig angelegtes Employer Branding sowie eine auf individuelle Mitarbeiterbedürfnisse abgestimmte Personalentwicklung einzusetzen, um den Anforderungen der modernen Arbeitswelt zu entsprechen.



Verfasst von Sandy Lanuschny

Den Mehrwert von Papershift stets im Blick, versorgt Euch Sandy mit spannenden Beiträgen zu den Themen Dienstplanung und Zeiterfassung.